Am 13. Dezember fanden sich am Platz der Mainzer Republik rund 100 Personen ein, um einen Schilderlauf zu machen. Die vor Ort befragten Beamten erzählten vor Versammlungsbeginn, in der vorherigen Woche sei das eine sehr diverse und wenig aggressive, lose Versammlung aus verschiedenen Gruppierungen, und nicht klar zuzuordnen gewesen. Bei Verlesen der Auflagen war der, namentlich nicht näher bekannte, Anmelder scheinbar sehr darauf bedacht, mit Nachdruck die Hygienebestimmungen durchzusetzen. Anders als bei Demos und Kundgebungen von Forke und Schaufel, bei denen eher sarkastisch und ironisch auf die Auflagen herabgelächelt wurde. Auch die Wirkung war dem Veranstalter scheinbar sehr wichtig. Es ging um das Auftreten, die Außenwirkung. Die Menge wurde darauf hingewiesen, wie sie zur besseren Lesbarkeit die Schilder zu halten habe und wie (nämlich mit Freude und sympathischer Gleichgültigkeit) auf etwaige Pöbeleien und Provokationen von außen reagiert werden sollte. Hier wollte bewusst ein buntes, weltoffenes Bild abgegeben werden.
Was sich dann jedoch auf den von Veranstaltungsseite vorgedruckten Schildern entlarvte war der muffige inhaltliche Ansatz, der sich in nur wenigen Punkten von bereits erwähnten Veranstaltungen absetzte. „Immunsystem statt Impfung“, „Kämpf um eure Freiheit als wäre es Toilettenpapier“, „Immunsystem stärken, keine Maskenpflicht im Freien“, „Corona statt Impfung?“, „Mein Körper mein Leben“, „Für Maskenfreie Kindheit“, „Angst verhindert nicht den Tod, sondern das Leben“, „Intensivbettenlüge“, „My body, my choice“, „Wir sind das Volk“, „schützt unsere Kinder“ (von einem, maximal 10 jährigen, Kind getragen), das alles und vieles mehr war auf den Schildern zu lesen. Uns kommen diese Aussagen extrem bekannt vor. Sie übernehmen Inhalt und bekannte Rhetorik aber geben sich wie ganz zu Beginn der Proteste einen betont friedlichen und bürgerlichen Anstrich.